Chère Marie-Hélène, tu resteras pour nous tous à la SFB un exemple inspirant et l’incarnation d’une vision vivante de ce que la Bienfaisance peut et doit représenter dans notre société.

Marie-Hélène ZEYSSOLFF
Präsidentin der SFB 1993/94 bis 2019

Namens der Société Française de Bienfaisance (SFB) habe ich die Ehre, Ihnen, liebe Familienangehörige, wie auch Ihnen allen, liebe Anwesende, unsere grosse Trauer, aber auch unsere grosse Dankbarkeit für das Wirken von Frau Marie-Hélène Zeyssolff auszudrücken, die während rund 25 Jahren die Präsidentin der SFB war.

Die Société Française de Bienfaisance in Zürich (auf Deutsch: Französische gemeinnützige Gesellschaft von Zürich) wurde 1871 zur Unterstützung der internierten Soldaten der Bourbaki-Armee gegründet. Seither steht sie Auslandfranzosen bei, die im Konsularkreis von Zürich, d.h. heute praktisch in der ganzen Deutschschweiz, in finanzielle oder persönliche Not geraten.

Marie-Hélène Zeyssolff übernahm 1993/94, also vor mehr als 25 Jahren, das Präsidium der SFB. Ihre langjährige Vorgängerin war überraschend verstorben. Auf Anfrage auch des Generalkonsulats von Frankreich in Zürich war Marie-Hélène Zeyssolff bereit, in die Lücke zu springen. Da ihre Vorgängerin keinerlei Akten hinterlassen hatte, musste Marie-Hélène Zeyssolff als neue Präsidentin die SFB praktisch neu erfinden. Sie entwickelte klare Regeln und Methoden für die Ausgestaltung der finanziellen und persönlichen Hilfeleistungen der SFB. Mit einem enormen persönlichen Engagement setzte sie sich seither immer für eine faire und angemessene Unterstützung der hilfsbedürftigen Personen und Familien ein. Dazu brauchte es über die vielen Jahre hinweg hunderte von Einzelgesprächen mit Hilfesuchenden, viele Sitzungen mit „ihrem“ Comité der SFB, tausende von Telefonaten, Briefen oder Mails. Vor allem brauchte es aber viel Sach- und Sozialkompetenz, viel Herz und Augenmass sowie – nicht zuletzt – auch Humor.

Marie-Hélène Zeyssolff liebte die Menschen und achtete ihre Eigenheiten. Sie war sowohl mit Schweizern als mit Franzosen hervorragend vernetzt und wusste ihre Beziehungen geschickt und diskret im Interesse ihrer „Schäfchen“ bei der SFB einzusetzen. Sie wusste Reichen und Armen, ranghohen Staatsvertreterinnen und Staatsvertretern – wie Botschaftern, Generalkonsulinnen und Regierungsräten – wie auch sozial schlechtgestellten Personen, stets auf Augenhöhe zu begegnen. In der Form verfolgte sie ihre präsidialen Aufgaben mit viel Witz und Charme, in der Sache aber mit grosser Konsequenz und Beharrlichkeit. „Ihr“ Comité bei der SFB führte sie mit Freundlichkeit und Klarheit und verstand es immer wieder, passende Personen für die Arbeit der SFB zu rekrutieren und zu motivieren.

Marie-Hélène Zeyssolff stellte ihre Kraft und Kompetenz, nebst der SFB, auch vielen anderen Vereinen und Institutionen zur Verfügung. Ihr jahrzehntelanger, gemeinnütziger Einsatz wurde allseits anerkannt und respektiert. Sie war Trägerin des „Ordre National du Mérite“. Im November 2006 erhielt sie die „Légion d’honneur“ – eine sehr grosse und auch seltene Ehrung, über die sich das ganze Comité der SFB sehr mit und für Marie-Hélène freute.

Als sie vor etwa einem Jahr unser Comité erstmals von ihrer Krankheit unterrichtete, waren wir alle guten Muts und voller Hoffnung, dass sie auch diese Herausforderung in ihrem Leben – wie so viele andere – überwinden würde. Leider kam es anders.

Im Hinblick auf unsere Vorstandssitzung vom letzten September sprach Marie-Hélène Zeyssolff mit Anne Dumondel als Vizepräsidentin über eine teilweise Entlastung von ihren Aufgaben. Das Comité wünschte aber einhellig, dass Marie-Hélène weiterhin als Präsidentin im Amt blieb. Ende 2018 erlaubten es ihre Kräfte dann nicht mehr, sich in die Arbeit der SFB einzubringen. Das ganze Comité versprach ihr, die Tätigkeit und Zukunft der SFB in ihrem Sinn und Geist weiterzuführen. Bis zuletzt blieb sie in Gedanken mit der SFB verbunden.

Zufall oder Zeichen dieser geistigen Verbundenheit? Marie-Hélène Zeyssolff verstarb am Donnerstagabend, 21. März 2019, eine knappe Stunde nach Abschluss der diesjährigen Mitgliederversammlung der SFB, an der wir alle noch an sie gedacht hatten. Marie-Hélène Zeyssolff war eine einzigartige Persönlichkeit.

Chère Marie-Hélène, tu resteras pour nous tous à la SFB un exemple inspirant et l’incarnation d’une vision vivante de ce que la Bienfaisance peut et doit représenter dans notre société.

2. April 2019, Grosse Kirche Fluntern, Jean-Luc Rioult und das Komitee der SFB